Wenn der Wind weht...
und sich nach Norden dreht,
dann streicht er durch die Mähne
des Pferdes
und dann werde es
wunderschön sein,
so klar und rein,
so schwarz wie die Nacht.
Und wenn alles schläft
es zum neuem Leben erwacht.
Doch es wird keiner sehen,
denn der Wind
wird alle Spuren verwehen.
Tödliches Vertrauen
Endlose Stille bei dunkler Nacht,
die Stute über ihre Herde wacht.
Glasklare Augen schauen ruhig in die Weite,
beruhigende Wärme des Menschen an ihrer Seite.
Zuerst beunruhigten sie die Schritte im Gras,
Anspannung aller Muskeln,die sie am Körper besaß.
Warnendes Schnauben für ihre Herde,
furchtsames Wiehern der ihr anvertrauten Pferde.
Als Wächter blieb sie bis zum Schluss stehen
und sah die Mähnen der angstvoll
galoppierenden Pferde wehen.
Sie hatte die Gefahr früh genug erkannt
und wäre bei einem Wolf wohl auch weg gerannt.
Doch die Silhouette eines Menschen im letzten Licht
fiel bei ihrer Entscheidung ins Gewicht,
gebannt auf ihrem Fleck zu verharren
und neugierig auf den Menschen zu starren.
Freundlich wiehernd begrüßt sie den Unbekannten,
sich nicht bewusst, dass die anderen
Pferde um ihr Leben rannten.
Stöbert gierig nach einem Apfel in den Taschen,
lässt sich hoffnungslos von ihm überraschen.
Leuchten der Klinge im Mondlicht -
hier spricht die Gewalt, kein Gericht.
Schmerzverzerrte ungläubige Augen,
Instinkte der Natur zu nichts mehr taugen.
Zustechen der Klinge immer wieder,
Zusammenbrechen der alten Glieder.
Den Kopf hebt sie mit letzter Kraft,
aus tiefen Wunden strömt der Lebenssaft.
Instinkte der Natur waren erwacht,
nicht das Raubtier Mensch bedacht.
Letztes Schnauben als Warnung für ihre Herde,
im Mondlicht wild galoppierende Pferde.
Die Sonne geht strahlend auf am nächsten Tag,
keiner diese schreckliche Tat zu verstehen mag.
Stumm steht die Herde bei ihrem Artgenossen,
ein Pferd hat noch nie eine Träne vergossen.
Zitternd leidend in endloser Qual,
das Pferd hatte hier keine andere Wahl.
Vertrauen und bedingungslose Treue,
der Täter Mensch kennt keine Reue.